F
Vorwort zur ersten Auflage.
Vorliegendes Bndchen behandelt die geschichtlichen Er-eignisse von 1815 bis 1868 in hnlicher Weise, wie dies mit der altln, mittlen und neueren Geschichte in den vorher-gehenden Th'ellengeschehen 'ist,jedoch mit dem Unterschiede, da, obgleich biographische Bemerkungen bei den ausgezeichnet-sten Persnlichkeiten keineswegs fehlen, die biographische svorm im Ganzen aus einem fr den Sachverstndigen leicht erficht-lichen Grunde /mfgeaeben werden mute. Der gewaltige Stoff zerfllt in m3?t willkrlich gemachte, sondern wenigstens fr die uns zunchst angehenden Staaten Europas von der Geschichte selbst gegebene Zeitrume, dergestalt, da das. Ende eines jeden durch eine Katastrophe gebildet wird, welche die vorige Aera abschliet und zugleich die neue . <7 einleitet. Diese Katastrophen sind die Jmi^M^ition, die /. Februarrevolution und das Jahr 1866.. Die wichtigsten Er- j scheinungen in den att߫rqiro^Mchen Staaten sind theils bei den betreffenden europischen Hauptstaaten, theils in einem eigenen Abschnitte axa Schluff^-^smiches. bercksichtigt worden. Der Grad der Ausfhrlichkeit richtete sich nach dem hheren oder geringeren Interesse der zu erzhlenden Begebenheiten.
Eine zusammenhngende Darstellung der Periode von 1815 an kann nicht der das Jahr 1867 hinausreichen; doch habe ich es versucht, der die wichtigsten Momente von 1867 bis . 1869 die notwendigsten Notizen zu geben, die freilich um so mehr unvollstndig sein muten, als hier die Grenze in der Auswahl des Stoffes noch schwankend ist. So steht dieses fnfte Bndchen meiner Erzhlung auch selbststndig als ein Abri der Geschichte der neuesten Zeit" da. Mge dem anspruchslos auftretenden Wcrkchen, bei dessen Bearbeitung anerkannte Hlfsmittel zu Grunde lagen, und fr welches ich mir einerseits eine reifere Jugend hherei Lehranstalten, andrerseits Gebildete berhaupt, die ein allgemeineres historisches Bedrfni zu befriedigen wnschen, als Leserkreis dachte, eine gnstige Aufnahme finden! So viel steht fest, da der geschichtliche Stoff der Zeit von 1815 bis 1867 jedem Darsteller grere Schwierigkeiten entgegenstellt, als irgend eine der frheren Perioden. )
Rinteln. ". / Dr. Stacke.
Vorwort zur zweiten Auflage.
Die zweite Auflage dieses Buches, das sich einer Reihe gnstiger Beurteilungen zu erfreuen hatte, ist durch eine be-reits vor lngerer Zeit nach verschiedenen greren und klei reren Werken, wie nach dem Staatsanzeiger" abgefate
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Lager seines Neffen und schlo ihm die Augen und den Mund. *
Ein allgemeiner Schrecken verbreitete sich auf die Kunde von des Herzogs Ermordung in Paris und im ganzen Lande, aber die Hoffnung des Mrders wurde getuscht. Die Gattin des Prinzen gebar im September einen Sohn, Heinrich, Her-zog von Bordeaux, der mit dem Wasser des Jordan, das Herr von Chateaubriand mitgebracht, getauft und als muth-malicher dereinstiger Thronfolger betrachtet wurde. Louvel, der seine ruchlose That ohne Mitschuldige verbt hatte, ward am 6. Juni 1820 hingerichtet.
Jetzt aber erhoben die Ultra's gegen Decazes die furcht-barsten Anklagen. Sie gaben ihm Schuld, durch Begnstigung des Liberalismus solche .'verbrecherische Gedanken im Volke erzeugt zu haben, ja sie bezeichneten ihn geradezu als Urheber des begangenen Frevels. Graf Artois bestand auf seiner Entlassung, der König mute nachgeben, und am 20. Febr. bernahm Richelieu wieder das Ministerium. Die Prefrei-heit ward aufgehoben, ein neues Wahlgesetz zu Gunsten der Aristokratie erlassen, die persnliche Sicherheit und die Lehr-freiheit beschrnkt; berhaupt sollte ein streng monarchisches System den ffentlichen Geist in royalistische Bahnen zurck-fhren. Die Folge aber war, da die feindlichen Parteien sich in geheime Clubs zurckzogen und Verschwrungen an-zettelten, die jedoch unterdrckt wurden.
Frankreich befand sich im Zustande groer Aufregung, als die im Juli 1821 anlangende Kunde vom Ableben Napoleons die Aufmerksamkeit eine Zeit lang von den Tages-fragen ab und auf den groen Todten lenkte. Seine von St. Helena zurckgekehrten Gefhrten verbreiteten die Nach-richt von seinen Entbehrungen und Leiden in der Gefangen-schaft, die von ihm verfaten oder durch ihn eingegebenen Schriften entwickelten sich zu einer eigenen bonapartistischen Literatur, in welcher die Vorzge des Eroberers erhoben, seine Schwchen verhllt und das Urtheil der Menge irre geleitet ward. Ein strahlengekrnter Napoleon trat in der Phantasie an die Stelle des wirklichen, und neue Begeisterung fr den Hingeschiedenen ward in den Massen rege. Es bildeten sich Verschwrungen, deren Rdelsfhrer hingerichtet wurden,
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Chateaubriand Napoleons Helena Napoleon
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Tagesarbeit angewiesen sind, uneigentlich genug, die arbeitenden genannt werden, in sittlicher, geistiger und materieller Hinsicht so weit emporzuheben, da sie durch Flei, Sparsamkeit und hus-lichen Sinn zu einem Dasein gelangen knnen, wo das Leben den Einzelnen wie den Familien einen hheren und wrdigeren Genu bietet. In den Kammern, wo nur die Groindustrie, der Grogrundbesitz und das Beamtenthum saen, war dieser sogenannte vierte Stand nicht vertreten, und die Regierung dachte nicht daran oder wollte nicht daran denken, da es auer der verfassungsmigen Volksvertretung berechtigte Wnsche, dringende Bedrfnisse gebe, die nach Befriedigung, und jammervolle Nothstnde, die nach Abhlfe und Beseitigung rangen. Unter solchen Umstnden fehlte es nicht an demagogisch-socialistischen Fhrern, welche die Leidenschaft der Massen erhitzten und mit verkehrten Ideen fllten. Hatte auch der St. - Simonismus mit der Verurteilung seines Oberhauptes Ensantin aufgehrt (1832), so waren seine Lehren nicht verschwunden, fanden vielmehr durch seine Nach-folger weitere Entwickelung und Verbreitung. Zunchst ber-bot Fourrier seine Vorgnger, wurde aber selbst noch durch Gbet berholt, der in einem Werke: Reise nach Jcarien" den Grundsatz des Communismus, des gemeinsamen Eigen-thums und gleichen Antheils an den Frchten der Arbeit in populrer Form darstellte, so da seine Ansichten, die an Radicalismus die vorausgehenden bertrafen, in den untersten Schichten die weiteste Verbreitung fanden. Das Grundthema war Aufhebung aller Religion als einer Pest der Menschheit, der Ehe und der Familie als der eigentlichen Quellen der Selbstsucht, und die Einfhrung der Gtergemeinschaft. Der Schriftsetzer Proudhon stellte noch den Satz auf, da alles Eigenthum Diebstahl und jede Art von Auctoritt eine Ty-rannei sei. Der Journalist Louis Blanc empfahl in einem Werke der die Einrichtung der Arbeit die Einfhrung von Nationalwerksttten, in welchen alle Arbeiter Beschftigung und gengenden Lohn finden sollten. Die Einfhrung der Nationalwerksttten ist einen Augenblick lang ins Leben ge-treten, hat sich aber als gefhrlich und unmglich erwiesen. Ludwig Philipp erkannte den bodenlosen Abgrund nicht, der seinen Thron und alle Ordnung zu verschlingen drohte,
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Extrahierte Personennamen: Proudhon Louis_Blanc Ludwig_Philipp Ludwig Philipp
und gebe nur ungern den Eingriffen in dieselben nach. Die Majoritt in der Nationalversammlung setzte eine Beschrnkung des Wahlrechts und der Presse durch, und obgleich diese und hnliche Bestimmungen dem Prsidenten nur willkommen sein konnten, so erklrte er doch gelegentlich, die Nationalversammlung untersttze ihn nur da, wo es auf Repressiv-maregeln ankomme, aber nicht da, wo es sich um Ver-besserungen in der Lage der Massen handele. So verlor die Versammlung allmhlich die Liebe und Achtung beim Volke, dieses sah mehr auf den Prsidenten als auf seine Vertreter, und der Einflu Louis Napoleons breitete sich in demselben Mae aus, als der der Nationalversammlung sank. Daneben hatten die Parteien der Legitimisten und Drieaniften ihr besonderes Ziel im Auge; eine Fraction von beiden trat mit dem Vorschlag einer Fusion hervor, bei welcher die Orleanisten das Thronrecht Heinrichs V. anerkennen sollten, wogegen Heinrich V. den Grafen von Paris adoptiren wrde; der Vorschlag scheiterte aber an dem Widerstreben der strengen Orleanisten, die bei der nchsten Prsidentenwahl den Prinzen von Joinville durchzusetzen und durch diesen den Thron Ludwig Philipps fr den Grafen von Paris wieder aufrichten
zu knnen hofften.
Unterdessen machte Louis Napoleon im August Reisen durch die Provinzen und suchte die Beamten und Corporationen durch seine Ansprachen zu gewinnen, in denen viel von dem groen Oheim, vom Glnze des alten Kaiserthums die Rede war. Gelegentlich lie der sonst undurchdringliche Mann seine geheimsten Wnsche durchblicken, wie im Herbst 1851 in Lyon, wo er auf die Huldigungen der wohlhabenden Klaffen die Erklrung abgab, er fei bereit, den Volkswillen zu voll-ziehen, mge derselbe Entsagung von ihm verlangen oder Beharrlichkeit." In der Normandie drckte er sich noch bestimmter aus und wies auf die groen Fehler der Verfassung hin. Der grte Fehler war in seinen Augen der Artikel 45, der die Wiedererwhlung des ausgeschiedenen Prsidenten vor Ablauf von vier Jahren ausdrcklich untersagte. Seine Gewalt lief am 3. Mai 1852 ab. Die besitzenden Klaffen sahen mit Bewrgni in die Zukunft; in der Masse herrschte die Ueberzeugung, da nur Louis Napoleon das Staatsruder
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Extrahierte Personennamen: Louis_Napoleons Napoleons Heinrichs_V. Heinrichs_V. Heinrich_V. Heinrich_V. Ludwig_Philipps Ludwig Philipps Louis_Napoleon Napoleon August Louis_Napoleon Napoleon
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dem Papste sein noch briges Gebiet zu lassen und eine ppst-liche Armee zuzugestehen.*) Als Brgschaft dafr verlangte er die Verlegung der italienischen Residenz nach Florenz. So wurde die September-Convention geschlossen, der zufolge Napo-leon Iii. seine Truppen binnen zwei Jahren von Rom weg-ziehen wollte. Die Unzufriedenheit, welche in Turin entstand, wurde dadurch gedmpft, da das Parlament die Verlegung der Residenz als nothwendig erkannte, um Italiens Einheit zu befestigen. Im Herbst 1866 zog Frankreich seine Truppen aus Rom, als durch das Bndni Italiens mit Preußen auch bereits Venetien fr Italien gewonnen war.
Xxiii.
Napoleon Iii auf seiner Machthhe bis zum Beginn ihres Sinkens. (1852-1863.)
Nach Wiederherstellung des Kaiserthums in Frankreich wurde fr Errichtung eines neuen Hofstaates des kaiserlichen Hauses gesorgt, und es fehlte nicht an reichausgestatteten Stellen, um geleistete Dienste zu belohnen. Die Civilliste des Kaisers wurde auf 25 Millionen festgesetzt, dieselbe Summe, die einst Napoleon I. bezogen und das Doppelte von derjenigen, mit welcher Louis Philipp hausgehalten hatte. Fr die Prinzen des kaiserlichen Hauses" wurden ihm weitere anderthalb Millionen zur Verfgung gestellt. Die Befestigung des neuen Thrones ging ohne Schwierigkeit von Statten. Napoleon Iii., auerhalb Frankreichs herangewachsen, hatte seine Bildung in Deutschland erhalten und war in der Schweiz, Italien, Amerika und England zum Manne gereift: frei von den Schwchen des franzsischen Nationalcharakters, brachte er die
*) Der Papst sprach noch in demselben Jahre (1864) in einer En--cyclica der alle moderne Bildung und neuen Staatsideen das Ver-dammungsurtheil aus und beharrte allen ihm gebotenen Concessionen gegenber bei dem gewhnlichen: Non possumus!"
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon_I. Louis_Philipp Philipp Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Florenz Rom Turin Italiens Frankreich Rom Italiens Italien Frankreich Frankreichs Deutschland Italien Amerika England
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gerufen hatte, allmhlich wieder zu beschwichtigen; viel schwie-riger aber war sein Verhltni zum Papst.
Hier entwickelte sich immer mehr ein unhaltbarer Wider-spruch, der wesentlich zum Sturze Napoleons beigetragen hat. Er befand sich in der eigenthmlichen Lage, da beide Par-teien, die italienische Nationalpartei und die klerikale, in ihm die Sttze ihrer Macht suchten. Beiden Parteien zu gengen war ein Ding der Unmglichkeit. Mit der ersteren konnte Napoleon fertig werden; die rmisch-katholische Kirche aber, die mit unbeugsamer Starrheit an allen ihren Traditionen, insbesondere an der Idee einer Universalherrschaft festhangend, ohne jedes Element des Fortschritts dasteht, das sie befhigte, Veraltetes abzustreifen und sich den wirklichen Verhltnissen der Völker anzupassen, blieb fr ihn eine Macht, mit der sich nicht rechnen lie. Kaum war die oben erwhnte Flugschrift Laguerroniere's: Der Papst und der Congre" erschienen, so begann der franzsische Episcopat, Bischof Dupanloup von Orleans an der Spitze, den Kampf gegen die darin aus-gesprochenen Anschauungen, die sich gegen die weltliche Herr-schaft des Papstes erklrten. Whrend von den Journalen das Univers" die Sache der Ultramontanen fhrte, tauchte im Laufe des Jahres 1860 eine Fluth von Broschren auf, in Frankreich allein der hundert, welche alle die Frage be-handelten, was mit dem Papst geschehen solle, und während der Cultusminister die franzsischen Bischfe darber beruhigte, da der Kaiser dem Papste unwandelbar ergeben sei, forderte der Minister des Innern die Prfecten auf, der Agitation strafrechtlich entgegenzutreten, die mit der Vertheilung kleiner Flugschriften in unzhligen Exemplaren zerrieben werde. Smmtliche Bischfe Europas erklrten sich, wie dies von ihnen nicht anders zu erwarten war, fr die weltliche Herr-schaft des Papstes, und am 26. Mrz sprach der Papst die groe Excommunication der Alle aus, welche den Eingriff in die ppstlichen Staaten begangen, veranlat oder auch nur gebilligt htten. Das Breve nannte brigens Niemanden mit Namen. Jeder konnte sich denken, was er wollte, und auer-halb der klerikalen Kreise hatten die Bannstrahlen vom Vatican her keine Bedeutung mehr. Inzwischen schienen sich die Ge-mther wieder zu beruhigen, als der Zug Garibaldis und in
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Bischof_Dupanloup
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Frankreich Europas
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fassung trotz ihrer Schwchen doch eine Bltheperiode aufzu-weisen hatte, so war der deutsche Bund eine Nothschpfung des Wiener Congresses, die, ohne einen einzigen Tag des Ruhmes, die Hoffnung der Völker zu Schanden machte. Je weniger dieser traurige Bau der Staatskunst befriedigte, um so mehr zog sich der gedrckte deutsche Geist aus die Univer-sitten zurck, die als Trger und Fortbildner der Wissen-schast jetzt in der studirenden Jugend, von der die Klglichkeit der bestehenden Verhltnisse am lebhaftesten empfunden wurde, das Ideal einer politischen Neugestaltung Deutschlands hegten und pflegten. Waren doch so manche der berhmtesten akade-mischen Lehrer, so viele Glieder der studirenden Jugend dem Preuischen Waffenrufe gefolgt! Zunchst schwanden auf den Universitten die rohen, mittelalterlichen Formen, die oft so grblich verstieen gegen Alles, was in der brigen Gesell-schast fr Gesittung und Bildung galt. An die Stelle der frheren Landsmannschaften, die aus der Zersplitterung Deutsch-lands hervorgegangen, trat die allgemeine deutsche Burschen-schaft, welche Hebung der Sitten und Wahrung deutscher Art bezweckte, aber auch zugleich das Ideal der deutschen Einheit zunchst geistig und theoretisch vertrat, das sich dann in einer freien staatlichen Einheit Deutschlands thatschlich verwirklichen sollte. Der Mittelpunkt dieser Bewegung in den akademischen Kreisen war Jena. Mit dieser Bewegung hing eine Ver-besserung der Jugenderziehung zusammen. Schon Ludwig Jahn, der Vater der Turnkunst, hatte durch diese Art der Gymnastik eine Hebung der Jugend in physischer und mora-lischer Hinsicht beabsichtigt und durch eine Umgestaltung der Jugenderziehung auch eine Neugestaltung Deutschlands in po-litischer Beziehung zu erreichen versucht. Auch jetzt wurde die Turnkunst als Mittel einer nationalen Wiedergeburt mit Eifer gepflegt. Neben Jahn wirkten Ernst Moritz Arndt durch die Eigentmlichkeit seiner krftigen Sprache, durch seine tchtige fr alles Edele begeisterte Persnlichkeit, und Joseph Grres, Rheinlnder und Katholik, durch die flam-mende Beredtsamkeit, mit der er in seinem rheinischen Merkur" den klglichen Geist der deutschen Regierungen un-mittelbar nach der groen Zeit der Erhebung geielte, auf Erhebung und Krftigung des nationalen Geistes hin. Auf
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Jahn Ludwig Ernst_Moritz_Arndt Ernst Joseph_Grres
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diese Weise htte allerdings mit der Zeit manches Ziel erreicht, manches (Ergebnis? gewonnen werden knnen, aber der Mangel eines bestimmten politischen Zieles bei den Fhrern, die Un-bekanntschast der studirenden Jugend mit der Welt und ihren wirklichen Verhltnissen, die Selbstberschtzung und dieverblen-dung der die entgegenstehenden Hindernisse, die in ihrem vom Leben abgeschlossenen Kreise nur noch mehr genhrt ward, und in der die Leiter und Frderer der neuen Ideen befangen waren, dies Alles mute ein gnzliches Milingen des Unter-nehmens nothwendig zur Folge haben. Je mehr die politische Begeisterung von oben her gehemmt wurde, um so tiefer glhte sie in den akademischen Kreisen und nahm hier allmhlich den revolutionren Schein an, den insbesondere die Feinde Preuens geschickt benutzten, um im König vollends jeden Gedanken an eine Erhhung Preuens auf Grund der Begeisterung von 1813 auszutilgen.
Zunchst erhielt die herrschende Stimmung bei der Bundesfeier der deutschen Burschenschaft einen entschiedenen Ausdruck. König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen wollte im Jahre 1817 die dritte Scularfeier der Reformation in Wittenberg festlich begehen und hatte zugleich eine Vereinigung (Union) der beiden evangelischen Confessionen, der Lutheraner und Reformirten, unter gemeinsamem Symbol und Cultus im Auge, die jedoch wegen der Streitigkeiten der Orthodoxen auf beiden Seiten ohne bedeutende Folgen blieb. Wie die Fürsten in Wittenberg, so beging die Burschenschaft in Jena, die ihre Genossen von nah und fern Berufen hatte, das Fest in hnlicher Weise auf der Wartburg, an der Sttte, wo einst Luther seinem unsterblichen Werke der Bibelbersetzung so eifrig obgelegen hatte. Sie whlte dazu den 18. October, den Jahrestag der Schlacht bei Leipzig, und stellte somit die religise und nationale Befreiung, die Erlsung vom Joche des Papstes wie von dem Napoleons, auf gleiche Linie. Man bedachte hierbei nicht, da auf diese Weise trotz allem Streben nach Deutschlands Einheit die ganze katholische Bevlkerung des Vaterlandes als etwas Fremdes und auerhalb Deutschlands Stehendes erklrt wurde. So trug das Fest einen entschieden norddeutsch-protestantischen Charakter. Zu Anfang und zu Ende hrte man religise Lieder, und begeisterte Reben
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleons
der Artikel Xiii der Bundesacte, alle deutschen Staaten zur Einfhrung oder Wiederherstellung landstndischer Verfassun-gen verpflichtete, so galt die nchste Aufgabe dem Aufbau von Verfassungen in den Einzelstaaten.
In Oestreich bestanden zwar noch die alten Postulaten-Landtage, hatten aber zufolge der steigenden Alleinherrschaft der streichischen Regenten dergestalt an Bedeutung der-loren, da sie, ohne ihr frheres Recht der Steuerbewilligung nur zum Um- und Ausschreiben der Steuern herangezogen wurden. Adel und Geistlichkeit hatten auf diesen Landtagen entschiedenes Uebergewicht, die, oft an demselben Tage er-ffnet und geschlossen, zum bsen Possenspiel herabgesunken waren. Auch den Tyrolern wurden bei ihrer Rckkehr zum Kaiserhause die wesentlichsten Rechte ihrer alten Verfassung unter nichtigem Vorwande entzogen. Da Oestreich keinen Fortschritt im Verfasiungsleben wollte, so glaubte man dem Artikel Xiii mit dem bloen Scheine hinlnglich Rechnung getragen zu haben. Aber auch auf den verschiedenen Gebieten der Verwaltung trat vlliger Stillstand ein. Die Polizei war zu einem drckenden Spionirsystem ausgeartet, das Volks-schulwesen lag darnieder, der Besuch fremder Universitten war ebenso verboten, wie der Eintritt auswrtiger Lehrer ; gegen das Eindringen fremder Geistesproducte und Literatur war der Kaiserstaat so vollstndig abgeschlossen, da die Fort-schritte auf dem Felde deutscher Wissenschaft ihn kaum be-rhrten. Das gesammte Unterrichtswesen stand unter Aufsicht der Geistlichkeit, von deren Religionszeugnissen das Vorrcken auf Gymnasien und Universitten abhing. Nur das Studium der orientalischen Sprachen war gestattet, und jene weiche Seite der Musik, welche die Sinne bethrt, den Geist in Schlummer wiegt, ward mit Vorliebe betrieben. Unter dem herrschenden Geisteszwang war die Lage der Protestanten in Oestreich eine sehr gedrckte, und auch Handel und Industrie muten darunter leiden.
In Preußen waren die alten landstndischen Verfassungen durch die Alleinherrschaft Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs des Groen am meisten in Vergessenheit gerathen, und bei der Erweiterung des Staates durch neu erworbene Landes-theite, bei der Zerstckelung desselben und der Verschiedenheit
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Friedrich_Wilhelms_I. Friedrich Wilhelms_I. Friedrichs
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Noch der arbeitenden Klassen steigen, die sich dann durch Arbeitseinstellung, Zerstrung der Maschinen, auch wohl durch offenen Ausruhr zu helfen suchten.
Auch der Charakter der an der Spitze des Staates stehen-den Persnlichkeiten war nicht ohne Einflu auf die ffentliche Stimme. Bei der Geisteskrankheit des Knigs Georg Iii. hatte sein ltester Sohn gleiches Namens als Prinz-Regent die Leitung des Staates bernommen. Dieser von der Natur reich ausgestattete Fürst hatte den Erwartungen, welche die Nation in seiner Jugend auf ihn gesetzt, nicht entsprochen, sondern durch groben Sinnesgenu, Trgheit und Gleich-gltigkeit gegen die ffentliche Wohlfahrt deren Achtung ganz-lich verloren. In seinen frheren Jahren ein Freund der-Whigs, war er spter zur Partei der Tories bergegangen und begnstigte, ein starrer Gegner jeder Reform, ausschlieend die Aristokratie, in der er die einzige Sttze des Thrones erkannte. Der Prinz-Regent hatte sich ohne Neigung, auf Veranlassung seines Vaters, mit der Prinzessin Karoline von Braunschweig vermhlt und von ihr eine Tochter, Namens Charlotte, erhalten, die als muthmaliche Erbin des britischen Reiches galt. Bald brach er jedoch allen Umgang mit seiner Gemahlin ab, entfernte sie spter gnzlich und war so nicht ohne Schuld an ihrem anstigen Wandel, der in sittlicher Hinsicht den Verdacht des Volkes erregte, obgleich sich die ffentliche Stimme doch immer noch mehr zu Gunsten der Prinzessin als des Regenten aussprach.
Der Minister des Prinz-Regenten war Castlereagh, schon seit 1809 der eigentliche Lenker der englischen Politik. Ein entschiedener Gegner aller politischen und kirchlichen Reformen, war er bei dem Volke ebenso verhat, als bei der Aristokratie beliebt. Unter dem Volke bestanden damals zwei Parteien, die Radicalen und die Reformer. Die ersteren verlangten einen gnzlichen Umsturz der englischen Verfassung: allgemeines Wahlrecht, Abschaffung aller Privilegien it. s. w., und stimm-ten im Allgemeinen mit den Grundstzen der franzsischen Demokraten berein. Ihr Fhrer war ein gewisser Hunt, ein Stiefelwichsfabrikant, der durch seine volkstmliche Beredsamkeit eine Zeit lang einen groen Einflu auf die Menge ausbte. Die zweite Partei, die sogenannten Reformer, unter
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